Syphilis

Syphilis kann viele verschiedene Symptome verursachen – oder völlig unbemerkt bleiben. Syphilis gehört zu den sexuell übertragbaren Krankheiten.

Syphilis (auch Lues oder Lues venera genannt) ist eine Infektionskrankheit, die hauptsächlich beim Geschlechtsverkehr übertragen wird. Der Erreger – das Bakterium Treponema pallidum – gelangt über die Schleimhaut oder durch kleine Hautrisse in den Körper. Syphilis gehört daher zu den sexuell übertragbaren Krankheiten, wie Tripper (Tripper) oder Herpes genitalis.

Eine Ansteckung über Blutkontakte oder Bluttransfusionen ist möglich, aber sehr unwahrscheinlich. Auch die Übertragung von Krankheiten von einer Schwangeren auf ihr ungeborenes Kind ist eher die Ausnahme.

Syphilis kann heute erfolgreich behandelt werden. Deshalb gerät die Krankheit etwas in Vergessenheit. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie nach wie vor weltweit verbreitet ist und die Zahlen in den letzten Jahrzehnten sogar wieder gestiegen sind. Männer sind häufiger betroffen, insbesondere wenn sie Sex mit Männern haben.

Syphilis tritt typischerweise in drei bis vier verschiedenen Phasen auf, die Stadien genannt werden. Jede Phase manifestiert sich mit anderen Beschwerden (siehe unten).

Der Einzelfall kann jedoch deutlich von diesem typischen „Muster“ abweichen. Nicht immer folgen alle Stadien aufeinander. Auch die Symptome können sehr unterschiedlich sein. Bei einer HIV-Infektion ist die Syphilis oft untypisch. Mehrere Stadien können gleichzeitig auftreten; insbesondere muss eine Beteiligung des zentralen Nervensystems ausgeschlossen werden.

Syphilis-Symptome im Primärstadium

Die Zeit zwischen der Ansteckung mit dem Syphilis-Erreger und dem Auftreten der ersten Symptome beträgt in der Regel zwischen zwei und drei Wochen (im Extremfall zwischen 10 und 90 Tagen). An der Stelle, an der das Bakterium in den Körper eindringt, bildet sich ein kleiner, hirsekorngroßer, dunkelroter Knoten oder Fleck. Da die Syphilis meist beim Geschlechtsverkehr übertragen wird, findet sich die Hautläsion entsprechend häufig am Penis, den Schamlippen, in der Scheide oder am Anus. Aber es kann genauso gut andere Körperteile wie Mund oder Brüste betreffen. Der rote Fleck erzeugt ein scharf begrenztes, nässendes Geschwür, das gelblich aussehen kann. Der Ort ist von einer harten Mauer umgeben. Die Hautveränderung wird daher auch als harter Schanker (Ulcer Durum) bezeichnet. Es ist hoch ansteckend. Der Hautzustand ist in der Regel nicht schmerzhaft. Es können auch mehrere Geschwüre gleichzeitig auftreten. In den folgenden Wochen schwellen die angrenzenden Lymphknoten an. Meist verschwinden diese Symptome nach einigen Wochen von selbst wieder.

Syphilis-Symptome im Sekundärstadium

Nach etwa zwei bis drei Monaten breitet sich der Erreger über das Blut- oder Lymphsystem im ganzen Körper aus. Damit beginnt das Sekundärstadium der Syphilis. Die Symptome sind vielfältig: Mögliche Symptome sind Allgemeinsymptome wie:

  • Ermüdung
  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Gelenk- und Muskelschmerzen.
  • Hinzu kommen Lymphknotenschwellungen am ganzen Körper, besonders an Nacken und Schultern.

Es können verschiedene Hautveränderungen auftreten. Ein fleckiger, normalerweise nicht juckender Ausschlag breitet sich hauptsächlich auf den Körperstamm aus. Auch Handflächen und Fußsohlen sind typischerweise betroffen. Die Flecken werden allmählich zu bräunlich-roten Knötchen, die manchmal abfallen oder nass werden. Sie enthalten Krankheitserreger, sind also potenziell ansteckend. Im Genital- oder Analbereich entstehen oft sehr breite Knötchen. Sie werden Condyloma lata genannt.

Einige Patienten haben auch mottenähnlichen Haarausfall. Weitere mögliche Symptome sind Veränderungen der Mundschleimhaut: Dadurch kann sich die Schleimhaut an bestimmten Stellen verdicken. Mandeln und Rachen können rot sein.

Die Symptome sind mehr oder weniger stark ausgeprägt, flammen manchmal immer wieder auf. Meistens verschwinden sie nach etwa einem Jahr. Die Krankheit kann „versteckt“ noch existieren (latent = versteckte Syphilis, lues latens).

Symptome der Syphilis im dritten Stadium

Etwa ein Viertel aller unbehandelten Syphilis-Infektionen gehen in das Tertiärstadium über. Dies kann jedoch erst Jahrzehnte nach der Infektion mit Treponema pallidum geschehen. Alle Gewebe und Organe des Körpers können dann betroffen sein. Veränderungen auf der Haut finden statt. In Organen und im Gewebe, zum Beispiel an Nase oder Zunge, bilden sich ulzerierte Knoten (Zahnfleisch), die manchmal zur Hautoberfläche hin aufbrechen und Sekrete ausstoßen. Syphilis schädigt oft auch die Wände der großen Blutgefäße, sodass die Durchblutung gestört wird. An der Hauptschlagader (Aorta) kann sich eine gefährliche Abweichung bilden, ein Aortenaneurysma. Lues kann auch dazu führen, dass Herzklappen undicht werden (Klappeninsuffizienz). Eine Augenbeteiligung mit Entzündung des Sehnervs (Optikusneuritis) oder der Regenbogenhaut (Iritis) führt zu Sehstörungen und kann ein Hinweis auf eine Beteiligung des zentralen Nervensystems sein.

Symptome der Syphilis im Quartärstadium / Metasyphilis

Eine unbehandelte Syphilis kann nach vielen Jahren zu einer Schädigung des Rückenmarks führen. Mögliche Symptome sind:

  • „lanzinierender“, dh lanzettartiger Schmerz in Bauch und Beinen
  • Gangunsicherheiten
  • emotionale Störungen
  • Störungen der Blasen- und Darmfunktion und Lähmungen.

Diese Symptome werden unter dem Namen Tabes dorsalis zusammengefasst. 

Schädigungen des Gehirns führen zu psychischen Auffälligkeiten wie Wahnvorstellungen und Halluzinationen sowie zu einem seelischen Abbau bis hin zur Demenz. Diese Symptome werden als progressive Lähmung (progressive Paralyse) bezeichnet. Diese späten Episoden einer unbehandelten Syphilis können zum Tod führen.

Neurosyphilis

Haben sich die Bakterien einmal im Körper ausgebreitet – sobald das Sekundärstadium erreicht ist – können sie jederzeit das Zentralnervensystem (ZNS) infizieren. Mediziner sprechen dann von Neurosyphilis. Die Symptome sind vielfältig:

  • Kopfschmerzen
  • Nackensteifheit
  • Hör- und Sehstörungen oder Lähmungen treten auf.

Manchmal bleibt die Neurosyphilis auch lange asymptomatisch und kann nur durch Laboruntersuchungen festgestellt werden.

Syphilis-Behandlung

Gegen Syphilis hilft das Antibiotikum Penicillin. Bei einer Penicillinallergie kann der Arzt alternative Antibiotika verschreiben. Es ist wichtig, dass der Patient seinen Partner darüber informiert, dass er sich möglicherweise angesteckt hat und ebenfalls behandelt werden muss. Besteht die Infektion schon länger, ist es wichtig, ehemalige Partner auf ein mögliches Infektionsrisiko hinzuweisen.

Syphilis: Ursachen

Die meisten Menschen infizieren sich mit Syphilis durch ungeschützten Geschlechtsverkehr – also Sex ohne Kondom. Dazu gehört auch Oralsex (Sex mit dem Mund). Das Bacterium gelangt über die intakte Schleimhaut oder kleine Hautrisse in den Organismus. Die Wahrscheinlichkeit, sich beim Sex mit einer Syphilis-Infektion anzustecken, liegt im Schnitt bei 40 bis 60 Prozent.

Sehr ansteckend sind Syphilis-Infizierte in der ersten Phase der Erkrankung, wenn sie ein Geschwür gebildet haben, denn die Hautveränderung ist hochansteckend. Durch Kontakt mit der Hautstelle können die Bakterien weitergegeben werden. Daher schützt die Verwendung von Kondomen nicht hundertprozentig vor Syphilis. Denn das Hautbild bildet sich nicht immer am Penis, sondern kann – je nach Sexualpraktik – auch am Anus, an den Schamlippen, in der Vagina oder im Mund sein. Auch Patienten ohne adäquate Behandlung bleiben im Krankheitsverlauf ansteckend – teilweise über viele Jahre. Nach einer Infektion ist der Körper nicht immun gegen den Syphilis-Erreger. Eine erneute Infektion ist immer möglich.

Ansteckung durch Blutkontakt

Sehr selten wird Syphilis durch Bluttransfusionen übertragen. Ebenfalls theoretisch denkbar, aber wohl sehr selten, ist die Ansteckung mit Syphilis durch andere Blutkontakte – zum Beispiel eine kontaminierte Nadel beim Drogenkonsum.

Übertragung in der Schwangerschaft

Wenn eine schwangere Frau an Syphilis leidet, kann sie die Infektion auf ihr ungeborenes Kind übertragen. Die Syphilis-Infektion während der Schwangerschaft gefährdet das ungeborene Kind: Es kann sogar zu einer Fehlgeburt kommen. Oder das ungeborene Kind wird mit Syphilis geboren.

Symptome Neugeborene und Säuglinge

Etwa die Hälfte der mit Syphilis infizierten Kinder sind bei der Geburt unauffällig. Einige leiden jedoch unter verschiedenen Symptomen wie Atemnot, Wassereinlagerungen (Ödeme), Leber- und Milzschwellungen, Untergewicht, geschwollenen Lymphknoten und Hautausschlägen.

Die Bindehautleukose tritt später, in den ersten Lebensmonaten, selten im Säuglingsalter, als Folge einer Syphilis-Infektion während der mütterlichen Schwangerschaft auf. Die Kinder leiden unter zahlreichen Beschwerden, zum Beispiel Knochenveränderungen an Gaumen, Stirn und Nase (Sattelnase), Schnupfen, Fieber, Hautausschlag, Kniebeschwerden, Taubheit und Krampfanfällen.

Zum Glück sind Syphilis-bedingte Erkrankungen bei Babys und Kindern sehr selten geworden. Im Rahmen der Schwangerschaftsuntersuchungen wird routinemäßig überprüft, ob die Mutter (möglicherweise ohne es zu wissen) an Syphilis erkrankt ist. So kann eine rechtzeitige Therapie erfolgen.

Über den Autor – Dr. H.S. Hermanides
Dr. H.S. Hermanides promovierte für ihre Forschung zu HIV in der Karibik. Sie arbeitet derzeit als Spezialist für Infektionskrankheiten im Rotkreuzkrankenhaus in Beverwijk, Niederlande.

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